Montag, 18. April 2016

Inhalt: Umwelt & Krebs




Umweltbedrohungen auf der Spur:


Der Einsatz von Krebsregisterdaten





In einer mühevollen Kleinarbeit werden in den Bundesländern epidemiologische oder bevölkerungsbezogene Krebsregister aufgebaut und fortgeschrieben, in denen Krebserkrankungen und -sterbefälle nach der jeweiligen Lokalisation und dem Wohnort der Betroffenen erfasst sind.

Auch wenn diese bereits vorhandenen Datensammlungen nicht in jede Hinsicht ideal sind, bieten sie für die Analyse gesundheitlicher Bedrohungen, die von Großanlagen wie Kraftwerken, Mülldeponien usw. ausgehen können, eine wichtige Hilfe: sie lassen sich ohne den Aufwand einer speziellen neuen Erhebung rasch auswerten.

Obwohl solche Analysen im heutigen IT-Zeitalter kein technisches Problem darstellen, ist nicht jedes Krebsregister, das als Landesbehörde meist dem Gesundheitsminister unterstellt ist, offenbar besonders über spezielle Auswertungswünsche erfreut, wie sie von Bürgerinitiativen vorgetragen werden.

Es kommt daher durchaus vor, dass vor allem Hindernisse gesehen werden, bei deren Abbau dann die Bürgerinitiativen "helfen" müssen.

Dabei lassen sich nach den bisherigen Erfahrungen und Diskussionen dieser kleinräumigen Auswertungen einige strittige Teilaspekte zusammenstellen.


Kleinräumige Auswertungsprobleme von Krebsregisterdaten




Häufig wird behauptet, es gäbe keine geeigneten räumlichen Bezüge für eine Auswertung, da die vorhandenen Raumeinheiten wegen der räumlichen Begrenztheit von Kontaminationen zu groß oder wegen der Fallzahl zu klein seien. Hier ist daher auf eine geeignete plausiblen mittlere Größe zu achten, was hier am Beispiel der Stadt Bremerhaven veranschaulicht wird.

Die Daten für Stadtteile und Gemeinden, also relativ kleine Raumeinheiten, sind fast zwangsläufig mit geringen Fallzahlen verbunden. Das kann, wenn es Statistiker bei der Auswertung bis auf die Spitze treiben, zu äußerst fragwürdigen Aussagen führen, die sich manchmal auf auf kaum mehr als einen Fall stützten. In diesen Fällen können bloße Zufälle nicht ausgeschlossen werden, sodass es unseriös ist, mit derartigen Zahlen und ihrer Interpretation zu arbeiten. Vielmehr ist daruf zu achten, dass man mit statistischen Mitteln die Fallzahl für die Auswertung erhöht. Der beste Weg zu diesem Ziel ist dabei die Ausweitung des Zeitrum, für den die Fallzahlen betrachtet werden, da die fraglichen Emissionsquellen in der Regel über eine längere Zeit bestehen und wegen der Latenzzeiten von Krebserkrankungen ohnehin keine kurzfristiigen Aussagen möglich sind. 

Ein zweiter Weg ist die Zusammenfassung verschiedener Krebslokalistionen, die vermutlich durch ähnliche Umweltfaktoren begünstigt werden. Mann sollte also weniger auf Krebsfälle insgesamt, die auch stark durch das individuelle Gesundheitsverhalten beeinflusst werden können, und mehr auf Benzol- oder Dioxin-affine Krebserkrankungen achten.

Ein ganz wichtiger Aspekt ist eine korrekte Abgrenzung des Raumes, in dem Auswirkungen von Emissionen erwartet werden können. Hier ist vor allem darauf zu achten, dass er nicht zu groß gewählt wird, also eine Mischung aus kleinen möglicherweise belasteten und großen unbelasteten Teilen darstellt. Durch einen entsprechenden Verwässerungseffekt lassen sich leicht möglicherweise vorhandene Zusammenhänge durch Zufallskomponenten so überlagern, sodass sie im Ergebnis kaum noch sichtbar werden.

Eine gute Kontrolle dieser Gefahr kann es sein, wenn man um die Emissionsquelle konzentrische Kreise legt, also  eine Kernregion im Nahbereich und weitere angrenzende Gemeinden oder Stadtteile in konzentrischen Kreisen betrachtet. Auf diese Weise kann man den Gefahren einer Verwässerung entgehen und zugleich Informationen über möglicherweise mit der Entfernung sinkende Krebsrisiken erhalten. Das ist dann ein sehr starker Beleg für eine vorhandene karzinogene Quelle.


Exemplarische Beispiele



Krebskrank durch die Umwelt (Einführung)

Wie (krebs-)krank macht uns die Umwelt?  (Analysen für ein Stahlwerk und Müllverbrennungslanlagen in Bremen)

Tot, aber statistisch gesund? Die Fragwürdigkeiten kleinräumiger Krebsstudien

Bevölkerungsbezogene Krebsregister auf dem Prüfstand. Schlussfolgerungen aus den bisherigen kleinräumigen Analysen der Krebsregister

Besorgniserregende „Zufälle“ oder eine "Alternative Interpretation der Tanklager-Krebsstudie"


Die Rönnebeck-Anomalie. Auswertungen des Bremer Krebsregisters führen auf eine rätselhafte Spur

Geht nicht - gibt's nicht! Vorschläge für eine kleinräumige Auswertung von Krebsregisterdaten auch in Bremerhaven

Wie krebskrank machen Mülldeponien? Exemplarische politische Konflikte und wissenschaftliche Analysen: die Deponie Ihlenberg bei Lübeck

Die tödlichen Überraschungen und Rätsel von Rodewald. Eine kleine (fast) signifikante Fallzahl von MM-Patientinnen in einer Erdölgemeinde

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